Manchmal frage ich mich woran es liegt, dass ein Roman eines Autors weltweit vertrieben und gelesen wird, aber ein Regionalkrimi nicht über die Verriebskanäle vom lokalen Verlag hinauskommt. Der Ansatz einer Antwort findet sich im Roman "Der Polizist" von Grisham (Natürlich hat Grisham einen Namen und er könnte auch die Gebrauchsanweisung für einen Gartenstuhl schreiben und sie würde zumindest beachtet). Das Buch stellt eine grosse Frage und versucht diese zu beantworten. Und es ist eine Frage, die nicht einfach auf einem Klappentext beantwortet werden kann.
Im vorliegende Buch geht es um einen überall beliebten Polizisten in einer kleinen Stadt in den USA. Ausserhalb des sonst tadellos ausgeübten Dienstes, säuft er und schlägt und bedroht seine Partnerin mit ihren beiden Kindern. Eines Nachts, nachdem er die Mutter der Kids im Suff mal wieder bewusstlos geprügelt und versucht hat, das Mädchen zu vergewaltigen, erschiesst der Junge - er ist 16 Jahre alt - diesen Polizisten.
Das Buch handelt davon, dass ein Anwalt den Jungen verteidigen muss. Dem sechzehnjährigen Angeklagten droht die Todesstrafe. Er muss sich damit zwischen die Fronten stellen und das hat Auswirkungen auf sein Leben. Der Prozess wird beschrieben, ebenso das Urteil und die begleitenden Umstände. Es werden die beiden Lager (Todesstrafe für einen 16jährige - ja oder nein?) skizziert und jede Menge Geschichten verarbeitet.
Der Roman gibt natürlich keine allgemein gültige Antwort auf die Fragen. Aber er beschreibt, wie sowas in Amerika durchaus stattfinden könnte und welchen Gedanken sich die Öffentlichkeit in diesem Land der unbegrenzten Möglichkeiten macht.
Meines Erachtens ist dies das Geheimnis dieser Geschichte. Es ist eine grosse Frage, die hier im Zentrum steht und deshalb hat wohl das Buch auch gegen 700 Seiten. Es muss darin viel erzählt und beschrieben werden.
Es ist ein grossartiges Buch. Es ist ein Grisham.