Der österreichischen Kolumnistin und Schriftstellerin Doris Knecht bin ich erstmals begegnet, als sie von 2000 – 2002 regelmässig fürs Magazin des Zürcher «Tages-Anzeigers» schrieb. Als «running gag» in ihren Beiträgen suchte sie damals einen Mann für ihre Redaktionskollegin «Frau Meier». Letztere arbeitet heute als Redaktorin bei einem Online-Portal, schreibt selber Bücher (zuletzt «Der Reiz»), und ihr Liebesleben ist dem Vernehmen nach auch ohne Mann erfüllt ...
Was ich mit dieser Einleitung sagen will: Beziehungsfragen haben Doris Knecht schon immer umgetrieben. Sie stehen auch im Zentrum ihres neuen Romans «Die Nachricht». Es geht darin einerseits um das komplizierte Privatleben der Protagonistin als alleinstehende Witwe, die mit einem schulpflichtigen Sohn und einer Stieftochter und deren offenkundig vaterlosen Kleinkind in einem bünzligen Kuhdorf fern von Wien lebt, wohin sie nur noch ihre Arbeit als Drehbuchautorin beim Fernsehen gelegentlich führt. Und wo auch die Beziehung zu einem möglichen neuen Partner anfängt.
Natürlich pflegt diese Ruth Ziegler aber auch die heute üblichen und für viele Menschen unverzichtbar gewordenen «Beziehungen» auf den Plattformen der Social Media von Facebook bis Instagram. Auf dieser zweiten Ebene entwickelt sich nun Bedrohliches. Nicht nur Ruth selber erhält immer häufiger primitivste Hassmails, der anonyme Autor schickt mit intimsten Details aus ihrem Privatleben angereicherte verleumderische «Informationen» über sie an Verwandte, Bekannte, Freunde, ja gar an Arbeitskollegen. Wie die dergestalt gemobbte Ruth mit diesen in höchstem Mass rufschädigenden Nachrichten umgeht und wie unterschiedlich ihre Familie und ihr Freundeskreis darauf reagieren, liefert Knecht Stoff für spannende und unterhaltsame 250 Seiten - bis zur überraschenden Auflösung mit der Überführung eines unerwarteten Täters.