Ausgangslage: "Die Mumie von Basel" ist ein "Kriminalroman mit historischem Hintergrund" und Nummer 4 in einer Reihe mit demselben Portagonisten - einer Mischung von Indiana Jones und Dan Browns Robert Langdon (drum heisst er wahrscheinlich auch Robert Langer). Das Werk (ja, man sollte es Werk und nicht einfach nur "Buch" nennen) hat 416 Seiten und diese sind knallvoll mit sehr, sehr viel Stoff.
Einerseits erzählt der Autor Schurtenberger (ein angenehm unauffälliger Mann aus Basel) mit Hingabe und recht realistisch eine Geschichte. In diesem Falle eine Kombination von einer Tauchexpedition, einem Fund eines Amuletts, einer Herkunftsabklärung, einer Verschwörung, einer Flucht, einer Ausgrabung, einer Aufklärung und einer vollendeten Liebesgeschichte. Im Mittelpunkt stehen der bereits erwähnte Professor Robert Langer und seine grad nicht Verlobte Sophie. Diese beiden brettern durch die Weltgeschichte, jagen Hinweisen und Thesen nach, um letztlich in Basel irgendwo den Spaten anzusetzen. Indiana Jones ist ein Sandmännchen dagegen.
Diese Geschichte nutzt der Autor nun dazu, seine wirklich umfassenden Rechercheresultate, die tief in die ägyptische Geschichte reichen (und - vielleicht etwas zu konstruiert - plötzlich im Haus zum Kirschgarten in Basel landen), zu transportieren. Recherchen, wo man als lesende Person nicht sicher sein kann, ob das jetzt wirklicher, historischer Hintergrund oder einfach nur die Fantasie des Autors ist. Doch das ist eigentlich völlig egal! Denn hier spielt Schurtenbergers Musik: Was der Autor in seinem Buch an Geschichte erzählt (immer schön eingepackt in die Story um Robert L. und seinem Gschpusi), ist unglaublich kompakt und schwer beladen mit Fakten und Zahlen, die viel mit der Geschichte zu tun haben und diese dann auch weiterziehen. Wenn auch mit viel Kraftaufwand.
Wenn man dem Buch einen Makel anhängen müsste, dann der, dass es auf einigen Seiten etwas zu viele Fakten und historische Zusammenhänge hat, die man für die Geschichte an sich nicht nötig hat und die sich in tausend Zweige verästeln. Deshalb braucht es dann auch Tricks wie z.B. der mehrmalige Fund eines Tagebuches, um all die Zusammenhänge wieder ins Lot zu stellen. Und das braucht für die Leser/innen Geduld. Etwas Nerven braucht auch die permanente Bestrafung des Autors, falls man die drei vorher erschienenen Langdon - pardon - Langer-Bücher nicht gelesen hat. Sie erfolgt durch stetige Bezüge auf eben diese Geschichten und das nervt ab und zu ein bisschen. Und zu guter Letzt ist der obenerwähnte Bezug zu Schurtenbergers Heimatstadt Basel etwas sehr konstruiert.
Aber - nochmals: Das Buch ist eine coole Geschichtsstunde. Ich würde das auf den Lehrplan für Ägyptologiestudierende setzen. Gratulation an den ILV-Verlag. Das ist nicht einfach ein "Büchlein" eines schreibwütigen Journalisten. Hier brauchte es viel Arbeit. Aber - es hat sich - zumindest für die Langer-Fans - sicherlich gelohnt.