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Eine Frage der Chemie. Von Bonnie Garmus.

Ein schönes Buch für unbeschwerte Tage.

Manchmal hat man ja die schwermütigen Nabelschauen, in denen sich zeitgenössische Romanci*ères der alten Literaturwelt gerne ergehen, etwas über. Wenn es bei mir wieder so weit ist, greife ich zu einem Buch «made in USA». Dort  bietet bekanntlich jede Provinz-Uni Lehrgänge in «Creative Writing» an, in denen Profis Möchtegern-Autoren die Grundlagen des Schreibwerks beibringen. Wie man eine Geschichte erzählt, einen Charakter zeichnet – solche Sachen halt. Und das merkt man der amerikanischen Literatur einfach an.   

Zum Beispiel dem aktuellen Bestseller der Kalifornierin Bonnie Garmus , die lange Zeit in Seattle gearbeitet hat und heute mit ihrer Familie in London lebt. Mit «Eine Frage der Chemie» hat sie das geschrieben, was meine renommierte Checker-Kollegin Elke Heidenreich zu Recht einen «Granatenroman» genannt hat. Auf höchst unterhaltsame, aber nie oberflächliche Art wird die Story der hochbegabten Chemikerin Elizabeth Zott erzählt, die in den 1950er Jahren von männlichen Kollegen wie selbstverständlich von Wissenschaft und Forschung ausgeschlossen wird und sich – Happy Ending! - schliesslich doch durchsetzt.

In der Zwischenzeit verdient sie den Lebensunterhalt für sich und ihre uneheliche (!) Tochter mit einer TV-Kochsendung, die sie aber höchst erfolgreich zu einer Fortbildungsveranstaltung in Chemie und einem Selbstermächtigungskurs für ihre Zuschauerinnen ausbaut. Die Autorin widmet ihrer (fiktiven) Figur einen feministischen Roman, tarnt aber ihre Message so geschickt hinter der grossartigen Hauptdarstellerin und mit höchst originellen Handlungssträngen, dass man als alter weisser Mann erst darüber hinwegliest, welch trüber Spiegel den Artgenossen von damals (und leider oftmals noch von heute) vorgehalten wird.

Nach fast 500 Seiten heitersten Lesevergnügen entgleist die Auflösung der rätselhaften Zott’schen Familiengeschichte dann zwar in ein veritables Rosamunde Pilcher-Finale. Aber in den «Creative Writing»-Kursen lernt man eben auch, dass süffiger Kitsch saurem Moralin in jedem Fall vorzuziehen ist. Eine Frage der Chemie, halt. Und ein Tipp für ruhige Pfingsttage!

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