Ich bin selber schuld.

Ich liebe die alten Krimis von Wachmeister Studer, der vor hundert Jahren mit der Brissago im Mundwinkel und dem weiten Mantel Mordfälle löst, indem er Gespräche führt und dann und wann mal ein Papierfetzen vom Boden aufhebt, welcher später zum Schlüsselbeweis mutiert. CSI Filme in allen Ehren, aber Studer löste seine Fällt mit schlauem Überlegen und guten Fragen. Und noch nicht mit Analysen, Computern und Handys.

So war ich freudig überrascht, als ich auf dem "Neuheiten-Tisch" in der Buchhandlung meines Vertrauens einen "neuen Studer" gesehen habe und schwupps - war er gekauft. Es hätte mir auffallen müssen, dass der Autor "Friedrich Glauser" ja eigentlich kein neues Buch mehr herausgeben kann. Er ist 1938 gestorben! Und tatsächlich: Der Autor nennt sich "Andrea Fazioli", ist Mitte 40 und lebt noch.

Das Geheimnis: Fazioli hat Kapitel und Fragmente von Kapiteln die aus Glausers Feder stammen und Studers "letzten Fall" beschreiben vervolltändigt und die Geschichte zu Ende geführt.

Das wäre ja an sich ok. Nun hat Fazioli aber Gegenwart und Vergangenheit (20er Jahre des letzten Jahrhunderts) dermassen vermischt, dass sich das Buch eher wie ein Lehrmittel für Krimiautor:Innen liest, als ein "Studer"-Roman. Zwar sind weite Teile des Buches von Friederich Glauser verfasst und auch so abgedruckt. Dann aber wieder folgen E-Mail-Koversationen zwischen Fazioli und dessen Verlegerin, die dann auch noch eine Verbindung in die Vergangenheit offenbart.

Bref: Es ist kein ungetrübtes Wachmeister-Studer-Vergnügen und mir ist dann auch im letzten Viertel des Buches die Leselust abhanden gekommen. Wer den "Studer" erleben will, wie er war und zwar ungeschönt, dem empfehle ich "Matto regiert". Glausers bester Studer-Roman. Und jener, der nach Erscheinen einen Skandal ausgelöst hat!