In einem früheren Check (https://www.buechercheck.com/2022/02/20/serge-von-yasmina-reza/) habe ich mein Faible für den jüdischen Humor offengelegt. Ohne es darauf abgesehen zu haben, bin ich nun in Adam Andrusier auf einen neuen Stern an diesem Witzhimmel gestossen. Und habe in seinem Erstlingsroman «Tausche zwei Hitler gegen eine Marylin» eine mir bisher völlig unbekannte Welt entdeckt.
Der Ich-Erzähler Adam sammelt Autogramme, handelt sogar damit. Auf den ersten Buchseiten hielt ich diese Marotte für fiktional und ein Mittel des pubertierenden Jungen, sich von seinem ebenfalls exzessiv sammelnden Vater (Postkarten von zerstörten Synagogen ...) abzugrenzen. Schon nach den ersten Kapiteln, die jeweils mit den Namen und den Signaturen Prominenter von Boris Jelzin bis Monica Lewinsky eingeleitet werden, wurde mir jedoch klar, dass die vermeintliche Fiktion Andrusiers gelebte Realität widerspiegelt.
Trocken, wie unbeteiligt und gerade deshalb höchst unterhaltend erzählt Adam von jeder Unterschrift, wie er sie ergattert oder an einer einschlägigen Messe gekauft respektive getauscht hat. Wer sich nie mit diesem Hobby auseinandergesetzt hat, staunt über die Anlässe, Figuren und Publikationen, die diese ganz eigene Welt bevölkern. Und dass es die wirklich gibt, bestätigt Wikipedia. Dort wird der Autor nicht nur als Musiker, sondern tatsächlich auch als international renommierter Autogrammsammler und -händler gelistet.
Noch besser zum Tragen kommt der jüdische Humor in der parallel zur erzählten Familiengeschichte. Die illusionsfrei geschilderten Zores des jungen Adam mit dem hyperaktiven Vater und der frustrierten Mamma, deren Ehe vor seinen Augen scheitert, aber auch der Leidensweg im Umgang mit dem anderen Geschlecht bis hin zur glücklichen Ehe mit Rachel treiben eins übers andere Mal Lachtränen in die Augen. Und sind vermutlich so aus dem wirklichen Leben gegriffen wie Andrusier und seine Autogramme.