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Der Treibholzmann. Von Priska M. Thomas Braun.

Ein Titel, der hält, was er verspricht.

Der Aussteiger Dave Baxter lässt sich auf der Suche nach sich selbst und dem Sinn seines Lebens treiben - durch Afrika, über Frankreich nach England und zurück auf den schwarzen Kontinent. Fans der im Baselbiet wohnhaften Autorin Priska M. Thomas Braun sind ihm schon 2017 und 2020 in ihren ersten Romanen begegnet. «Eigentlich ist es eine Trilogie», gab die Autorin im September 2023 der bz Basel zu Protokoll, «jedes Buch kann aber auch für sich allein gelesen werden.»

Tatsächlich kommt man auch als Baxter-Neuling mit Geschichte und Figur der 1955 geborenen englischen Vollwaise rasch zurecht. Thomas Braun erzählt sie ausführlich und setzt dabei weniger auf tiefgründelnde Charakterstudien als auf detaillierte Beschreibungen von Land und Leuten. Kein Wunder, hat sie doch an allen Schauplätzen des Plots selber gelebt und tut es zum Teil noch heute. Weniger Gewicht als dem authentischen Lokalkolorit schenkt die frühere Journalistin den dramaturgischen Bögen eines spannenden Storytellings. Auf den meisten der 365 Buchseiten treibt die dialogreiche Erzählung unaufgeregt vor sich hin. Selten wird ein dramaturgischer Knoten geschürzt, und wenn, löst er sich ohne Drama und Folgen für die Protagonisten und ihr Handeln.

Letzteres hat wohl auch mit der Konfliktscheu des Protagonisten zu tun. Der bleibt - meist unschlüssig oder gar wider Willen – lange, verabschiedet sich dann aber, wenn es ihn weiter treibt, schnell und meist «französisch»: Von den Frauen, deren Wege er kreuzt und mit denen er oft, aber meist nur diskret beschriebenen Sex hat, auch von seiner Familie, von der er sich buchstäblich bei Nacht und Nebel und unter Vortäuschung des eigenen Todes davonstiehlt. Nur der überraschende Schluss, der nach der Formel «small world!» (fast) alle Akteure dieses und der früheren Thomas Braun-Romane vereint, funktioniert anders. Für einmal lässt Baxter sich nicht treiben, sondern wird selber aktiv.

Mehr Handlung sei nicht verraten - aber der Ausgang dieses hollywoodreifen Finales lässt doch den Schluss zu, dass es bei der Trilogie bleiben wird.

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