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Haarprobe. Von Markus Wüest.

Haariges Lokalkolorit - aber nicht nur ...

Journalistinnen und Journalisten, die sich täglich in öffentlich-rechtlichen oder privaten Mainstream- und Nischenmedien abrackern, träumen oft vom eigenen Roman, der ihren Namen auf den ewigen Olymp der Literatur tragen würde.  Die wenigsten schreiben ihn je,  und wenn es einer dennoch zwischen Buchdeckel schafft,  rubrizieren ihn Kritiker meistens unter gehobenem Dilettantismus.

Eine Ausnahme ist der stellvertretende Chefredaktor der «Basler Zeitung». Dieser Markus Wüest begnügt sich nicht mit der Administration der verbliebenen baslerischen Spurenelemente im Mantel des Zürcher «Tages-Anzeigers»; vielmehr kompensiert er den schwindenden Output einer ins Koma gesparten Lokalredaktion mit überdurchschnittlich vielen und qualititiv hochstehenden Beiträgen aus allen Bereichen (ausser dem FCB, aber auch da bin ich mir nicht sicher …) . Aufmerksame Leserinnen und Leser fragen sich, woher dieser Schwerstarbeiter die Zeit nimmt, um daneben noch Bilder zu malen, eine Galerie zu führen (www.markuswuest.com/Galerie) und immer wieder in seinem Haus in den USA zu leben.

Und eben: Um Bücher zu schreiben. Nach «Der Amerikaner im Bundesrat» über Emil Frey hat Wüest soeben sein Opus II veröffentlicht. «Haarprobe» spielt in der Gegenwart und mehrheitlich im Coiffeursalon von Werner Friedrich in der St. Alban-Vorstadt, den dessen Sohn nach dem Unfalltod des Vaters weiterführt. In dessen Büro macht der Filius einen rätselhaften Fund, der – in Kombination mit einem zweiten Handlungsstrang im letzten Jahrhundert und dank der Unterstützung des Quartierbriefträgers - zu einer Entdeckung führt.

Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, ausser dass die Story aus der «Dalbe» mit den schrulligen Salon-Kundinnen aus dem «Daig» originell, unterhaltsam und gekonnt erzählt ist. Basel-Insider erwartet jede Menge Lokalkolorit aus der unmittelbaren Umgebung der BaZ-Büros am Aeschenplatz, und der Autor widersteht auch der Versuchung nicht, die Leserschaft ausgiebig an seinem reichen Wissensschatz teilhaben zu lassen. Dabei verliert er sich manchmal in Exkursen, etwa über den Reformator Sebastian Castellio oder die EU-Personenfreizügigkeit, die nichts mit der Geschichte zu tun haben, aber den Erzählfluss der Haupthandlung unnötig hemmen. Dass an solchen Stellen der Allround-Journalist mit dem Romancier durchgeht, fällt aber wohl nur Berufskollegen auf.

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