Eine brillante Londoner Anwältin steht kurz vor dem Höhepunkt ihrer beruflichen Karriere. Vor dem versammelten Personal ihrer Kanzlei soll Joy zur Partnerin ernannt werden. Leider leidet sie schon länger unter ihrem stressigen Job und den nervigen Kollegen, und auch im Privatleben ist sie nicht gerade vom Glück verfolgt. Deshalb versucht sie sich am Morgen des Ernennungsapéros nach einem ausgeklügelten Plan das Leben zu nehmen.
Der 43-jährige Engländer Jonathan Lee war selber zehn Jahre Jurist in einem grossen Anwaltsbüro und kennt aus erster Hand den gnadenlosen Konkurrenz- und Verdrängungskampf im juristischen Haifischbecken. Allein seine zackigen Karikaturen der Kanzleiangestellten und die ironisch Beschreibung ihrer täglichen Arbeit ist ebenso erheiternd wie aufschlussreich. Auch die unterkühlte Schilderung der Ungeschicklichkeiten, mit der die supercoole Joy ihren ebenso penibel wie geplanten Suizid eins ums andere Mal scheitern lässt, reizen dank Lees typisch englischem Humor permanent zum Schmunzeln. Schliesslich findet die mehrfach gescheiterte Selbstmörderin dennoch den Weg in die Kanzlei und zur Feierstunde – und stürzt, vollgepumpt mit Medikamenten, nach den ersten Worten ihrer gelallten Dankesrede von der Direktionsgalerie drei Stockwerke tief in die volle Eingangshalle.
Unfall oder Absicht? Das soll ein externer Psychologe begutachten, der zu diesem Zweck alle Akteure der Hauptgeschichte von Joys Ehemann über ihren Ex-Geliebten und Schwester bis zum Fitnesstrainer anhört. Die Protokolle dieser freimütigen Aussagen schiebt der Autor immer wieder zwischen die Handlung, die Joy durch diesen irrwitzigen Tag begleitet. Dabei kristalliert sich auch ein mögliches Motiv für die Lebensmüdigkeit der Frau heraus: Vor vielen Jahren wurde der ihrer Obhut anvertraute fünfjährige Neffe ertrunken aus der Themse geboren, nachdem sie ihn wegen einer frivolen Anwandlung kurz aus den Augen gelassen hatte. Fazit: Trotz der Rundummisere der Protagonistin und ihres Umfelds macht die Lektüre von Joy ausgesprochen joy.