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Nach oben sinken.Von Wilfried Meichtry.

Weshalb einheimisches Schaffen geehrt gehört.

Wer von der Generation Boomer den Eindruck hat, seine Jugend sei in beengender Weise von Zwängen einer verknöcherten Gesellschaft überschattet gewesen, sollte «Nach oben sinken» von Wilfried Meichtry lesen. In seinem halbautobiografischen Roman schildert der 68-jährige Schweizer Historiker, Schriftsteller und Drehbuchautor das Aufwachsen eines Knaben in der Enge des Kantons Wallis der 1970er Jahre. Und derart beklemmend wie hier sind Kinder- und Jugendjahre wohl für die wenigsten 68-er gewesen ...

Vor allem die katholische Kirche und ihre lokalen Repräsentanten setzen in dieser Geschichte die Leitplanken für das Tun und Lassen der Bevölkerung. Aus heutiger Sicht mutet es unwirklich an, mit welcher Selbstverständlichkeit sich die Menschen damals den moralischen Imperativen aus Rom unterwarfen und wie willig und unhinterfragt sie den Geboten folgten, die ihnen ein windiges Dorfpfäfflein ex cathedra wie auch hinten herum diktierte.  

Dieser Mief bremst den namenlosen Ich-Erzähler vorerst in seinem Fortkommen. Der talentierte Heranwachsende scheitert im Gymnasium, als Arbeiter in der Aluminiumfabrik Chippis (die damals mit stillschweigender Unterstützung der Regierung mit ihren ungefilterten Abgasen das ganze Tal vergiftete) und als Schafhirte. Sein Verhältnis zu den wortkargen Eltern und der stockkatholischen Grossfamilie ist entsprechend gespannt, und es verbessert sich durch seine hartnäckigen Nachforschungen nach dem Verbleib eines unter mysteriösen Umständen verschollenen Grossonkels auch nicht gerade.

Bis mir eine «Büchercheck»-Leserin den neuen Meichtry empfohlen hat, kannte ich den Autor aus Leuk-Susten, der heute in Burgdorf lebt, nicht. Nach der anregenden und immer wieder auch auf wohltuende Weise humoristisch erheiternden Lektüre von «Nach oben sinken» werde ich mir aber demnächst weitere Werke des Vielbegabten vornehmen. Warme Empfehlung!  

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