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Munk. Von Jan Weiler.

Von der Entjungferung zum Beischlafsdiebstahl.

Was man an Biografischem von Jan Weiler wissen muss, habe ich in einem früheren Check im Frühjahr 2022 festgehalten: https://www.buechercheck.com/2022/03/31/der-markisenmann-von-jan-weiler. Nun hat der mittlerweile 57jährige deutsche Journalist und Autor sein neues Buch vorgestellt. Frank und frei sei’s eingestanden: «Munk» hat mir womöglich noch besser gefallen als der «Markisenmann» -  und dies nicht nur wegen des charmanten Lokalkolorits. Die Story nimmt ihren Anfang nämlich in einem Zürcher Warenhaus, und Architektur studiert der Titelheld in Basel.

Der Herkunftsort der Stararchitekten Herzog & de Meuron hat diesen Peter Munk beruflich offenbar derart inspiriert, dass er es mit knapp fünfzig Jahren zum Partner eines international erfolgreich tätigen Architekturbüros mit gegen 100 Angestellten gebracht hat. Weniger Glück hatte er mit seinen Beziehungen: Mit vierzehn Frauen war er in 25 Jahren im Bett; bei ihm geblieben ist keine. Als er dann im Globus eine davon zu sehen glaubt, ereilt ihn mitten auf der Rolltreppe ein Herzinfarkt.

In der anschliessenden Reha in einer Fünfsterne-Kliniken für Bestbetuchte stellt der Arzt den Single vor eine überraschende Aufgabe: In der Auszeit solle er sich Rechenschaft über die Beziehungen ablegen, die sein Leben geprägt hätten. Ausser seinem verhassten Vater, einem widerlich skrupellosen, neureichen Baulöwen katastrophalen Charakters und Geschmacks, fallen Munk dazu allerdings nur seine Verflossenen ein. Und so holt er in der Abgeschiedenheit des Kurorts jedes einzelne dieser Verhältnisse akribisch genau aus der Erinnerung hervor und analysiert es aus seiner heutigen Position als bindungsunfähiger Einzelgänger.

Grossartig, wie Weiler diese Frauen und Munks Beziehung zu ihnen herausarbeitet. Von der Entjungferung bis zum Beischlafdiebstahl ist alles dabei, und immer wieder ertappt man sich beim Schmunzeln, weil einem die Typen und der Beziehungsstress mit ihnen vertraut vorkommen. In einem zweiten Strang karikiert der Autor ebenso liebevoll-ironisch den Kuralltag der versehrten Manager und Society-Ladies. «Munk» garantiert beste Unterhaltung!  

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