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Nicht mein Leben. Von Adolf Muschg.

Klar ist es seines ...
Ein Buchcheck von Roger

«Nicht mein Leben» hat der Schweizer Übervater der Hochliteratur sein neustes Buch betitelt. Doch natürlich ist es das eigene Leben, dessen letzter Phase sich Adolf Muschg in dieser Geschichte annimmt. Schon die Initialen des Protagonisten August Mormann deuten darauf hin, aber auch dessen Vorliebe für Japan, die der Historiker seiner von dort stammenden Gattin verdankt. Auch Muschg ist bekanntlich mit einer Japanerin verheiratet.

Dieser Mormann also, ein achtzigjähriger ehemaliger Schweizer Gymnasiallehrer für Alte Sprachen und Spezialist für das alte und neue Europa sucht sich in dieser Geschichte ein Grab auf einem Zürcher Friedhof aus. Seine dritte Ehefrau Akiko Kanda hat den Wunsch geäussert, dereinst an seiner Seite begraben zu werden. Bei diesem Streifzug entdeckt er die letzte Ruhestätte des ehemaligen Mitschülers Robin, dessen Freundschaft ihm in einer schwierigen Jugend eine grosse Hilfe gewesen war. Diese Erinnerung bringt Mormann dazu, sein Leben zu überdenken, und er tut das in seinem Haus und seinem Arbeitszimmer, die man aus unzähligen Reportagen über den Altmeister wiederzuerkennen glaubt. Schliesslich reist er widerwillig zu einer Tagung in Triest, die wegen des gleichzeitigen Ausbruchs des Ukrainekriegs ein Flop wird. Und als er wieder nach Hause kommt, ist seine Frau verschwunden.

Bücher von alternden Männer sind nicht immer frei von Peinlichkeit. Martin Walsers «Traumbuch» etwa fand ich schrecklich, ebenso Paul Austers «Baumgartner», auf den ich andernorts in diesem Blog verwiesen habe. https://www.buechercheck.com/2024/02/05/das-spaete-leben-von-bernhard-schlink/. Da ist «Nicht mein Leben» von einer ganz anderen Qualität. Gelassen und abgeklärt setzt sich der mittlerweile 92-jährige Autor mit dem Ge- und Misslingen seines Daseins auf der Erde auseinander; dessen nahendem Ende schaut er gelassen entgegen. Ein kleines Werk, aber grosse Literatur.

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