«And now», wie es in der TV-Serie «Monty Python’s Flying Circus» zu heissen pflegte, «for something completely different». Am 1. August auf der einst von vielen Prominenten von Queen Victoria bis Mark Twain besuchten Rigi las ich keinen Roman, sondern stöberte zunehmend fasziniert in einer Sammlung von Berichten, Briefen und Tagebucheinträgen, die berühmte ausländische Reisende auf ihrem Weg durch die Schweiz geschrieben haben.
In ihrer Anthologie «Von Casanova bis Churchill» hat die in Basel lebende Literaturwissenschaftlerin Barbara Piatti die Aufzeichnungen von 35 Persönlichkeiten zusammengestellt, die in den Jahren 1760 bis 1946 durch unser Land gereist sind. Dabei geht es häufig um Beschreibungen der ersten touristischen Hotspots des Landes, aber auch Basel wird mehr als einmal zum Gegenstand kritischer bis hymnischer Betrachtungen. Während der Ur-Kommunist Friedrich Engels keinen guten Faden an der Stadt am Rheinknie liess, äusserte sich die Frau von Fjodor Michailowitsch Dostojewski sehr positiv über die Besichtigung des Münsters und vor allem das Kunstmuseum, in dem der russische Schriftsteller von der rohen Authentizität des Holbein-Gemäldes «Toter Christus» restlos überwältigt gewesen sein muss.
Hätten Sie gedacht, dass der würdige Herr Richard Wagner ein routinierter Wandervogel war, der über die Alpen von Zürich nach Lugano wanderte und schon am ersten Tag mit Postkutsche, Schiff und auf Schusters Rappen die Strecke von Zürich bis Giswil OW zurücklegte? Trotz solcher monströser Etappen, die ihm dennoch «manchmal fast ein wenig kurz erschienen», fand der Komponist abends noch Zeit für ausführliche Briefe an seine erste Frau, die nicht nur von Hindernissen wie Blasenbildung wegen neuer Wanderstiefel berichteten, sondern auch ein interessantes Licht auf das damalige Schweizer Postwesen werfen.
Was das Buch besonders und besonders interessant macht: Piatti reiht nicht nur Original-Dokumente aneinander, sondern führt jeden Text mit einer Abbildung und interessanten und unterhaltenden Details über die Autoren sowie die Hintergründe ihrer Reisen ein.
Ein Buch ideal für den Nachttisch und eine bis zwei Häppchen täglich ...