Eines vorweg (und verstehen Sie das als Warnung oder Information): Wer dieses Buch "Der Holländer" lesen will, der muss sich mit Watt-Wanderungen, Ebbe und Flut, holländischen und norddeutschen Lebensarten und der wilden Natur der deutschen bzw. holländischen Gebiete der Nordseeinseln auskennen oder bereit sein, in ebendiese Welten einzutauchen. Sonst droht ein Kulturschock... Aber eigentlich sollte das ja kein Problem sein - sondern eher spannend (ich selbst bin mit einer Holländerin verheiratet und habe einen Geschäftskollegen aus der nordeutschen Region. Mein Kulturschock war also nicht sehr gross).
Nun: die Protagonisten sind alte, knorrige Männer die Spass daran haben, durchs Meer zu waten, wenn das Wasser nicht da ist. Das ist einerseits gefährlich und andererseits grenzwertig angenehm. Es erschliesst sich wohl erst, wenn man da wohnt oder er schon mal gemacht hat.
Jetzt kommt also einer dieser drei Wattwanderer ums Leben und dann entfesselt sich eine Geschichte über den deutsch/niederländischen Grenzkonflikt im Wattenmeer bei der Emsmündung (welcher dann auch tatsächlich besteht). Eine holländischen Polizistin die, kurz vor ihrer Rente die Leiche findet, muss nun noch gegen ihre deutschen Kollegen antreten. Dass diesem deutsch/holländischen Gekabbel ausgerechnet ein deutscher Polizist, aber aufgewachsen in ebendieser holländischen Gegend, zugeteilt wird, grenzt etwas an konstruierten Kitsch.
Wir lesen uns also durch die Techniken der Wattwanderung, durch die Meisterprüfung aller Wattwanderer (den Marsch nach Borkum), durch Eifersuchtsdramen und Grenzkonflikte. Wir trinken Kaffee und essen Kuchen mit den Holländern und Tee mit den Norddeutschen und fahren Kutter und Patroullienboote.
Das Buch ist kurzweilig und voller Informationen. Der Kommissar - sinnigerweise "Der Holländer" genannt - ermittelt kompliziert und ist eine Mischung zwischen Colombo, Marten S. Sneider und Philippe Maloney. Spannung kommt nicht so richtig auf, aber man muss ja auch nicht bei jedem Buch eine Adrenalin-Vergiftung haben.
Kaufen oder nicht? Ich finde: Leihen Sie es sich mal aus oder clicken Sie Leseproben im Internet an. Unbedingt drei Stunden anstehen für die nächste Ausgabe, würde ich jetzt eher nicht.