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Going Zero. Von Anthony McCarten.

Ein waschechten Thriller. Kommt das gut?

   

Fiktionale Romane über die grenzenlose Kontrolle des Individuums durch autoritäre und autokratische Regimes gibt es seit 1949, meinem Geburts- und dem Erscheinungsjahr von George Orwells Buch «1984».  Seither wird das Horrorszenario einer totalitären Überwachung durch anonyme Mächte immer wieder heraufbeschworen; unlängst etwa von der Wahlschweizerin Sibylle Berg mit «GRM Brainfuck». Nun hat sich auch der neuseeländische Autor Anthony McCarten des Themas angenommen.

Im Zentrum von «Go Zero» steht ein IT-Unternehmen, das den Schlapphüten der US-amerikanischen Geheimdienste von CIA bis FBI die perfekte Technologie für die lückenlosen Überwachung der Gesellschaft (zynischer Claim: «Für eine bessere» – sprich: verbrecherfreie – «Welt») verkaufen will. Dass sie das kann, will der skrupellose «Fusion»-Boss mit einem grossangelegten Test beweisen. Zehn Freiwillige sollen sich dreissig Tage lang dem Zugriff der Überwacher zu entziehen versuchen; wem das gelingt, wird mit drei Millionen Dollar belohnt. Natürlich werden neun der zum Teil höchst raffiniert vorgehenden «Zeros» innert kurzer Zeit enttarnt und geortet; nur die Nummer 10 entpuppt sich als harte Nuss.

Deren erfolgreiches Versteckspiel mündet in einen völlig überraschenden Ausgang und hebt die Story auf eine neue Ebene. Da sind die auftraggebenden Geheimdienste dann nicht mehr nur interessierte Kunden, sondern werden in einem gigantischen Hack von Fusion ihrer sämtlichen gespeicherten Daten beraubt und Verbrechen an US-Bürgern überführt. Beraubt wird auch der geneigte Leser – in den ersten zwei Dritteln auf oft amüsante Weise jeglicher Illusion, was den Schutz des Individuums vor der Internet-Überwachung betrifft. Und im letzten Drittel seines Atems ob der Spannung, die der mit allen Wassern gewaschene Drehbuchschreiber und Filmproduzent McCarten Seite für Seite bis ins Unerträgliche zu steigern weiss. Beste und streckenweise beklemmende Unterhaltung – auch für Leute wie mich, die bekannter- und bekennendermassen sonst keine Thriller lesen.

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