Dieses Buch lud ich herunter, weil ich es auf seine Eignung als Geschenk für einen Freund prüfen wollte, der zur Zeit ein Haus an der Algarve baut. Im Waschzettel des Verlags von «Hotel Paraíso» hatte ich gelesen, jenes stünde an eben dieser Küste im Süden Portugals und erhoffte mir davon entsprechendes Lokalkolorit. Mit fortschreitender Lektüre stellte sich dann aber heraus, dass die Landschaft im Roman der 56-jährigen deutschen Journalistin Arezu Weitholz eine vernachlässigbare Rolle spielt.
Alleiniger Mittelpunkt der Story ist nämlich die Synchronsprecherin Frieda, die eines Tages mitten in der Arbeit die Stimme verliert. Als Ausweg aus diesem Burn-out zieht sie sich in die besagte Algarve zurück und hütet dort ein im Winter geschlossenes Hotel mitsamt dem dazugehörigen Hund Otto. Während sie im festgelegten Wechsel Tag für Tag die Zimmer lüftet und einsame Hundespaziergänge am menschenleeren Atlantikstrand unternimmt, hat sie mehr als genug Zeit, sich mit Existentiellem im Allgemeinen und ihrer Vergangenheit im Besonderen auseinanderzusetzen.
Ausgangspunkt dieser mäandernden Gedankenströme ist die Tankstelle in einem niedersächsischen Dorf, wo sie eine vordergründig harmonische Kindheit verbrachte. Erst als Heranwachsende in der Schule, unter Freunden und zuletzt in der eigenen Familie verdichtete sich der Eindruck, dass sie nicht dazu gehörte. Mehr Handlung als diese Innenschau zum Thema Fremdsein ist nicht in dieser minimalistisch angelegten Prosa, die die Verfasserin immerhin hie und da mit etwas Poesie überpudert - etwa, wenn sie den Kühlschrank als «Silberrücken» bezeichnet oder mit dem patroullierende Sicherheitsmann, der sich nächtens daraus bedient und Zettel hinterlässt, Gedichte austauscht.
«Ein schönes Buch, das um Themen wie Heimat kreist, sich jedoch einfachen Antworten verweigert», meinte die Kritikerin vom Deutschlandfunk. So gesehen könnte ich es auch nicht gelesen haben.