Das ist nun mal ein ganz anderes Leseerlebnis. Wenn man schon mal ein paar Bücher gelesen hat, dann kann man bald einmal die Schreibstile unterscheiden. Ich war ja immer der Meinung, es wäre möglich, einen Autor blind zu erkennen (z.B. bei "Wetten, dass..."). Aber dies lässt sich nicht konstruieren, da ja die Bücher ja bereits erschienen sind.
Beim vorliegenden Autor, der auch schon vier Kriminalromane auf der Werksliste hat, fällt es auf: Der Schreibstil von Horst Eckert unterscheidet sich ziemlich vom grossen Teil der deutschen Krimi-Literatur. Das zeigt sich an folgenden Punkten:
Erstens sind die Kapitel recht kurz. Zweitens beginnt das nächste Kapitel genau dort, wo das vorhergehende aufgehört hat. Man muss sich also nicht erst orientieren, sondern kann im Flow weiterlesen. Drittens gibts - zumindest im vorliegende Buch "Nacht der Verräter" - keine hundert Drehungen, bei welchem man fast ein Notizbuch mitführen muss, um sie zu verstehen. Es ist eine einfache, klare und verständliche Geschichte mit viel Logik. Eigentlich könnte man meinen, der Schreibstil entspränge einem Schreibcoach, der möglichst neutral schreiben will. Oder - Gott bewahre - einer Quelle der künstlichen Intelligenz. Ich hoffe und glaube eher, dass Eckert einfach "fürs gemeine Volk" schreibt und das ist richtig angenehm.
Dazu kommt, dass die Geschichte spannend ist. So einfach der Plot ist, so spannend ist die Erzählung und es ist dabei nicht einmal so, dass die Geschichte von Anfang an klar ist. Es gibt wohl ein paar Wendungen und Drehungen und ab und zu möchte man ins "Buch schreien", um dem Protagonisten einen andern Weg zu zeigen.
Ich sage: Versuchen Sie mal einen "Horst Eckert". Vielleicht sogar die "Nacht der Verräter". Die 17 EUR für das Taschenbuch (24.90 CHF bei Orell Füssli) lohnen sich. Das einzige, was ich nicht verstehe ist, weshalb dieses Buch als "Thriller" daher kommt. Es ist ein einfacher, guter und spannender Krimi. Das wohl. Aber ein Thriller im klassischen Sinn eher nicht...