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Die Spielerin. Von Isabelle Lehn.

Cherchez la femme in der Mafia.

«Mal was anderes …» ist versucht zu sagen, wer «bad banking» und das skrupellose Geschäftsgebaren von dessen Akteuren ausschliesslich Männern zutraut. In der «Spielerin» von Isabelle Lehn lernen wir nämlich eine Frau kennen, die ihre Bankerkollegen an Raffinesse, Risikobereitschaft und krimineller Energie um etliches übertrifft. Die unauffällige Deutsche aus der niedersächsischen Provinz hat sich das Rüstzeug für ihre erfolgreiche Karriere in Zürich geholt, wo sie sich in der intriganten Finanzwelt gegen die tonangebenden Platzhirsche zu behaupten wusste.

Mit dem am Paradeplatz erworbenen Know-how macht A., wie sie im Buch ausschliesslich genannt wird, dann ihr eigenes Ding. Sie fädelt krumme Geschäfte ein, führt Kunden und Partner an der Nase herum und nützt jedes Schlupfloch des Gesetzes. Damit kommt sie nicht nur zu einem beträchtlichen Vermögen, sondern zieht auch die Aufmerksamkeit krimineller Kreise auf sich. Schliesslich arbeitet sie sich zur weltweit operierenden Buchhalterin der kalabresischen Mafia hoch, welche sie mit einer Schlüsselrolle in einer monumentalen Geldwäsche betraut. A. wird als gewöhnliche Telefonistin in eine marode deutsche Nachrichtenagentur eingeschleust und gibt vor, dieser einen fiktiven Investor zuzuhalten. Bei diesem gigantischen Geldwäschecoup fliegt sie allerdings auf; das Buch beginnt mit der Gerichtsverhandlung.

Der Roman bietet einen aufschlussreichen Einblick in die Mechanismen von Finanzbetrug und die weltweite Vernetzung seiner Akteure. In den fachlichen Exkursen ihrer Story geht der Gaul allerdings manchmal mit Lehn durch. Längere Passagen ihrer Erläuterungen zu Rahmenbedingungen und Hintergründen des halbseidenen internationalen Finanzgeschäfts versteht nur, wer zumindest die ersten Semester eines Ökonomiestudiums erfolgreich absolviert hat.

Abgesehen von diesem Handicap für Nichtfinancer lesen sich die 270 Seiten nicht nur spannend und unterhaltsam, sondern vermitteln auch einen Mehrwert an Wissen über eine gesetzliche Grauzone, aus der uns immer wieder die Tagesmedien berichten.    

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