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Hey, guten Morgen, wie geht es Dir? Von Martina Hefter.

Wenn Elon Musk kein Geld mehr hat.

Während ich diesen Check schreibe, berichtet das Radio von einer deutschen Dame, die Elon Musk 12'000 Euro überwiesen hat und sich danach wunderte, weshalb dieser auf Nimmerwiederhören und mitsamt der Kohle aus ihrem Leben verschwunden ist. Dass der Welt reichster Mann sie auf einer nigerianischen Telefonworwahl kontaktiert und eine momentane finanzielle Notlage geltend gemacht hatte, hat die Gute offenbar nicht misstrauisch gemacht …

In dieses Milieu des «Love Scammings» entführt uns die 59-jährige deutsche Schriftstellerin Martina Hefter in ihrem Roman «Hey, guten Morgen, wie geht es Dir?». Mit ihrer Hauptfigur teilt die Autorin das Alter und den Beruf als Performerin; ob sie auch einen schwerkranken Mann namens Jupiter zu betreuen hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Zur Ablenkung von der fordernden Aufgabe und ihrer prekären beruflichen Situation chattet diese Juno in schlaflosen Nächten auf Datingplattformen mit professionellen Betrügern, die leichtgläubigen Frauen mit gefakten Profilen Liebe vorgaukeln, bevor sie sie im Idealfall – für sie - ausnehmen wie Weihnachtsgänse.

Juno spielt das Spiel dieser «reichen Unternehmer», «pensionierten Piloten» und «gut situierten Alt-Studienräten» jeweils eine Weile mit und garniert es mit eigenen Lebenslügen aus, bevor sie die arbeitslosen Boys in den Internet-Cafés in Afrika erbarmungslos enttarnt. Mit einem von ihnen chattet sie jedoch auch danach weiter und trotz der Entfernung entsteht eine Verbindung mit diesem Benu.

Hefter ist für diesen tiefgründigen, aber dennoch humorvollen und vor allem nie zynischen Roman 2024 verdientermassen mehrfach ausgezeichnet worden. Als Höhepunkt hat sie damit auch den Deutschen Buchpreis gewonnen, und den hat sie sich mit diesem Buch redlich verdient. Es kommt vordergründig leicht und luftig daher und macht bei der Lektüre jede Menge Spass. Aber es ist grosse Literatur, und man lernt nebenbei einiges über die Motive dieser Internet-«Elon Musks» und der von ihnen eingewickelten Frauen …     

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