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Dream Count. Von Chimamanda Ngozi Adichie.

Einschlafhilfe?
Ein Buchcheck von Roger

Frauenliteratur stand lange nicht zuoberst auf meiner To-read-Liste. Erst nach längerem Zögern hatte ich mir im März 2021 Bernardine Evaristos «Frau, Mädchen etc.» heruntergeladen - und war begeistert: https://www.buechercheck.com/2021/08/03/maedchen-frau-etc-von-bernardine-evaristo/. So griff ich ohne Zögern zum neuen Buch der aktuell vielgepriesenen 47-jährigen nigerianischen Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie, schien der Klappentext doch ein typähnliches Konzept zu schildern: «Vier Frauen, vier Leben und die Sehnsucht nach Sichtbarkeit, Liebe und Selbstbestimmung».

Bei den vier schwarzen (oder wie in der deutschen Übersetzung politically correct ‘Schwarzen’) Frauen mit nigerianischem Pass handelt es sich um die Reiseschriftstellerin Chiamaka, die zwischen ihrem Herkunftsland und ihrem US-Zuhause pendelt, ihre alleinerziehende Haushälterin Kadiatou, die Anwältin Zikora, die in Washington D.C. wohnt und Omelogor, die in der Heimat geblieben ist. Die Vier halten permanent über die Kontinente hinweg Kontakt und diskutieren ihre Probleme, die von der wehmütigen Bilanz gewesener Liebhaber («Dream Count») über die Konflikte mit der Mutter oder die Beihilfe zu korrupten Bankgeschäften bis hin zum Vergewaltigungsprozess reichen.

Leider erreicht dieser 460-seitige unablässige Austausch zwischen dem Quartett nicht annähernd die Qualität und Originalität von Evaristos Figuren und Schicksalen. Die desillusionierte Aufzählung von Chiamakas Verflossenen berührte mich gar über weite Strecken peinlich, was auch an meinem biologischen Geschlecht liegen mag. Aber dass sich die Autorin nicht geniert, für die Geschichte des Hotelzimmermädchens Katiadou 1:1 jene von Nafissatou Diallo nachzuerzählen – also jenes guineeischen Zimmermädchens, das 2010 vom französischen Diplomaten Dominique Strauss-Kahn in einer New Yorker Hotelsuite vergewaltigt worden war – ist ebenso deplaziert missionarisch wie billig. Leider hat mich das Buch über weite Strecken gelangweilt.

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