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Der Sommer, in dem Einstein verschwand. Von Marie Hermanson.

Historische Romane gehören nicht zum meinen primären Lieblingslektüren.

Aber dennoch: Ab und zu – und zugegeben immer öfters – kaufe ich ein Buch, welches klar irgendwann in der Vergangenheit handelt. Das vorliegende Buch von Marie Hermanson (bisher ist mir dieser Name entgangen) ist dann ein solcher. Schon der Titel, dessen Länge klug gewählt ist und an die Romane mit dem Hundertjährigen erinnern, zeigt an, dass der Roman in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts stattfindet. Und in der Tat: Die – wahre – Begebenheit, dass Albert Einstein zwei Tage zu spät in Göteborg zu der Vorlesung für seinen Nobelpreis erschien, hat die Autorin inspiriert und sie hat eine wunderbare Geschichte erfunden. Die Geschichte spielt in Göteborg rund um die Ausstellung zum dreihundertjährigen Bestehen der Stadt. Wir bewegen uns in jener Zeit und sind Zeuge davon, wie man dort gelebt hat. Das ist immer spannend und kann gut oder schlecht erzählt werden. Marie Hermanson macht das sehr gut und man würde gerne noch ein bisschen in dieser Zeit verweilen.

Das Buch ist in klare Kapitel unterteilt, welche jeweils nur den Namen des im Kapitel vorkommenden Protagonisten und das dann aktuelle Datum trägt. Das führt dazu, dass man sich gut zurecht findet bei den Handlungssträngen und man – theoretisch – auch ein paar Kapitel auslassen könnte, um im aktuellen Handlungsstrang weiter zu fahren. Das tut man natürlich nicht und das ist auch gut so. Aber es ist immer so, wenn die Kapitel die Namen jener tragen, um die es darin geht: Das Leser/innenhirn schaltet dann innert sehr kurzer Frist um und man ist sofort im entsprechenden Handlungsstrang angekommen.

Wir werden in diesem Buch in die «goldenen Zwanziger» entsandt und erleben diese unter anderen aus der Sicht von Blendern, armen Jungen und einer kleinen, frechen Journalistin und sogar einer Person aus dem Jahr 2002.  Es macht Spass zu lesen, wie diese Geschichten alle zusammenhängen und sich oft haarscharf verpassen oder sogar miteinander stattfinden. Ich hätte sehr gerne das Zimmer der Autorin Hermanson gesehen, als dieses Buch entstanden ist: Da muss irgendwo ein Flipchart mit ein paar dicken Pfeilen gehangen haben. Denn zum Schreiben ist dieses Buch wohl Schwerstarbeit. Zum Lesen ist es aber herrlich leicht und lehrreich: Man lernt – so nebenbei – Albert Einstein und seine Macken kennen (was aber – so die Autorin im Dankesteil des Buches – ein Produkt ihrer Fantasie ist). Man spürt – insbesondere durch die Figur der jungen Journalistin – was in dieser Zeit wichtig und was weniger wichtig für die Menschen war.

Tolles Buch.

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