Der Autor - Philipp Probst - ist bekannt von seinen früheren Werken. Und dem Publikum in Basel von seinen Kolumnen in der Zeitung, wo er als "schreibender Bus-Chauffeur" regelmässig seine Meinung kundtut. Wer ihn kennenlernen möchte: https://www.philipp-probst.ch.
Zu seinem Buch ALPSEGEN. Ich bin eigentlich "Krimi-Leser" und ich mag es, wenn die Geschichten vorwärts gehen, wenn die Spannung da ist, wenn man sich als lesende Person ein Bild im Kopf aufbauen kann und wenn die Logik im Buch stimmt (also z.B., wenn einer, der verletzt wird, nicht gleich zwei Seiten später wieder herum rennt wie ein Reh). Und wissen Sie was: Beim ALPSEGEN stimmt das alles. Auch wenn es kein Krimi ist. Da gibt es wohl zwei, drei Sachen, die in die Nähe einer Straftat gehen, aber es gibt kein Kommissar, kein Ermittler und keine Privatdetektivin, die dem Täter nachspürt. Nein, es ist eine einfache, sympathische Reporterin, die ein sehr authentisches und normales Leben lebt. Mitten in Basel. Sie könnte existieren und man kann sehr schnell ein Kopfkino starten.
Die Geschichte ist nicht hochspannend. Aber es reicht locker um dran zu bleiben, um sich zu fragen, wie es weiter geht auf den nächsten Seite und wie die Frau die Aufgaben auf der Alp lösen wird. Die Beschreibungen von Basel und der Gstaader-Alp sind schön, sehr angenehm im Umfang und nicht belehrend. Autor Probst - so macht es den Anschein - hat alles sehr sorgfältig recherchiert. Er kennt sowohl Basel wie die Alpenwelt in Gstaad mit Sicherheit aus persönlicher Sicht. Vielleicht kann er sogar käsen. Die Sprache ist gut lesbar, nicht überkanditelt, sondern faadegrad und alltäglich. Das ist sehr wohltuend. Und die Dialoge sind kurz und werden nur dann etwas länger, wenn man sich das auch so vorstellen kann (..."Mädchengespräche"...). Und die Figuren - als ehemaliger Alpbewohner kann ich sagen: sehr realistisch. Kompliment.
Bref: Ich bin positiv überrascht von diesem Buch. Als "Nicht-Krimi" besteht es durchaus was Spannung - vielleicht eher "Gwundrigmache" - betrifft. Und es kann gut sein, dass ich mir den zweiten Band der "Reporterin" auch noch kaufe (in meiner Buchhandlung findet ein "Take away"-Verkauf - über die Gasse statt...). Vor allem weil der Autor den Mut hat - oder ist das sogar eine Portion Frechheit? - in einem Roman einen richtig brutalen Cliffhanger einzusetzen. Es würde mir keine Ruhe lassen - Sie haben gewonnen, Herr Probst. 🙂